Kaum ein Mythos wurde öfter tradiert als der der Medea. Die mächtige Heilerin half ihrem späteren Mann Jason, einen Drachen zu besiegen und das goldene Vlies zu stehlen, floh nach Korinth und begann im Exil ein neues Leben. Für all das könnte sie berühmt sein. Doch durchgesetzt hat sich vor allem eine Lesart: Medea, die Kindsmörderin. In ihrem 1996 erschienenen, sprachgewaltigen Roman beleuchtet Christa Wolf diese sagenumwitterte Figur der griechischen Mythologie aus verschiedenen Blickwinkeln. Neben Medea selbst kommen noch fünf weitere Figuren aus ihrem unmittelbaren Umfeld zu Wort, die ihre ganz eigene Sicht der Dinge schildern.
Wie Schlaglichter erhellen sie die Intrigen und sich konkurrierenden Interessen, aus deren Spannungsfeld die Figur »Medea« entstanden ist. So thematisiert Christa Wolf ein Prinzip, das unserer immer noch nicht postkolonialen und von »Fake News« sowie »alternativen Fakten« heimgesuchten Welt zugrunde liegt: Wer die Deutungshoheit hat, bestimmt die Geschichte – und somit auch die Realität.
DAS STÜCK
Besetzung
- Inszenierung Konstanze Kappenstein
- Bühne & Kostüm Carla Nele Friedrich
- Dramaturgie Sophia Lungwitz
- Ton, Beleuchtung & Technik Patrick Engelke Dirk Pysall
- Maske Kerstin Steinke
- mit Ewa Noack Emanuel Weber Hartmut Jonas Manuela Stüßer
Kritiken
Das Verhältnis von Medea zu Jason, das zwischen erotischer Annäherung und brutaler Zurückweisung sowie Unterdrückung schwankt, realisieren Manuela Stüßer und Hartmut Jonas in größter Dramatik und Bühnenpräsenz. In bester Textverständlichkeit meistern sie ausdrucksstark ihre Texte und steigern sich in Ekstase bis hin zum dramatischen Schreien. (…) Die Inszenierung bannte die Zuschauer und erhielt viel Applaus.
Lippische Landes-Zeitung